Selbstverwaltung. Jetzt.

Selbstverwaltung, was ist das eigentlich?

Angestrebt wird die völlige Autonomie von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften. Selbstbestimmung der Individuen und damit die höchstmögliche Form der Freiheit Aller ist Ziel und Zweck. Die in kapitalistischen Staaten übliche Form der Fremdbestimmung wird in selbstverwalteten Betrieben und Projekten abgelehnt. Es sollen Strukturen entwickelt werden, in denen Hierarchien nicht entstehen können, konsensuale Entscheidungsfindung in dafür geschaffenen Gremien oder Plena ist das Ziel.

Grundprinzipien der Selbstverwaltung

Alle Macht der Basis: Politik soll nicht mehr eine Sache von wenigen Professionellen sein. Alle können mit-entscheiden, wenn sie davon direkt betroffen sind. Entscheidungen werden z.B. auf Vollversammlungen getroffen, die sich um bestimmte Lebensbereiche herum organisieren (z.B. ein Haus oder der Arbeitsplatz).

Selbstbestimmung des Individuums: Der Erfolg der freien Gesellschaft hängt ab von der selbstbestimmten Initiative des Individuums und vom vereinten Handeln. Jedem Individuum ist frei, sich wo gewünscht niederzulassen, selbständig Aktivitäten zu entfalten und sich am sozialen Leben zu beteiligen. Gleichzeitig besteht eine Abhängigkeit von der Gemeinschaft, die den Zugang zu persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, Ressourcen oder Sicherheit ermöglicht. Das heißt, die Freiheit des Individuums hängt mit der Freiheit des Kollektivs zusammen, es existiert eine gegenseitige Verantwortlichkeit zwischen Individuum und Kollektiv.

Was bedeutet das für die Habersaathstraße?

Schon bei der Besetzung war klar, dass es für wohnungslose FLINTA*s, die oftmals krassere Gewalterlebnisse auf der Straße haben, eigene und selbstorganisierte Schutzräume bedarf und deshalb vernetzten und organisierten sich nach und nach die die FLINTA*s und Queers in der Habersaathstraße. Wir sind Flinta*s, Queer, Cis-Dudes, politisch, weniger politisiert, schwer traumatisiert und zum Teil auch suizidgefährdet. Uns alle hat es in die Habersaathstraße verschlagen.
Eine für uns wichtige Sache war das Flinta*Haus HA48, welches einen Gegenschlag zum patriarchalen Normalzustand darstellen sollte. Insbesondere Flinta*s sind auf der Straße besonderen Gefahren ausgesetzt. Gleichzeitig ist deren, unsere, Obdachlosigkeit oft unsichtbar. Wir richten uns her, gehen sexuelle Verhältnisse ein und verschleiern so aus Scham oder Selbstschutz unsere Lage.
Wir sind völlig unterschiedlich, hatten komplett andere Lebenswege und haben uns nun in der Habersaathstraße gefunden. Wir leben in der Habersaathstraße 44, 46 und 48. Ein kleiner Teil wohnt nicht direkt im Haus. Einige von uns arbeiten schon seit zwei Jahren am Projekt, andere sind erst dieses Jahr dazugekommen. Im Moment kämpfen wir für unseren Verbleib im Haus, für den Erhalt des Flinta*-Spaces in der Habersaathstraße 48 und für Selbstverwaltung – wie es von Anfang an geplant war.

Schneckenblog.blackblogs.org